Ernst Heinrich Roth: Eine kurze Geigenbauer Biografie und Unternehmensgeschichte
Der deutsche Geigenbauer Ernst Heinrich Roth (1877–1948) gehört seit mehr als 100 Jahren zu den international bekanntesten Namen des deutschen Geigenbaus. Die Wurzeln des Bubenreuther Unternehmens Ernst Heinrich Roth führen in die vogtländische Geigenbaustadt Markneukirchen – und mit Ernst Heinrich Roth zu einem Meister seiner Kunst, der, paradoxerweise, gerade wegen seines großen Erfolges lange unterschätzt wurde.
Übersicht:
- Ausbildung und Wanderjahre des jungen Ernst Heinrich Roth
- Ernst Heinrich Roth – Charakteristika seines geigenbauerischen Werks
- Familientradition in der Nachfolge Ernst Heinrich Roths
Ausbildung und Wanderjahre des jungen Geigenbauers Ernst Heinrich Roth
Ernst Heinrich Roth, geb. 1877, begann seine Laufbahn mit den besten Voraussetzungen. Der talentierte Musiker, der über ein absolutes Gehör verfügte und mehrere Instrumente spielte, absolvierte zunächst seine Ausbildung in der 1873 gegründeten Werkstatt seines Vaters Gustav Robert Roth. Daran anschließend reiste Ernst Heinrich Roth zu Geigenbauern in Österreich, Ungarn, Russland und Frankreich, um mit umfangreichen handwerklichen Kenntnissen in seine Heimat zurückzukehren. Kunstfertigkeit und musikalische Bildung ließen Ernst Heinrich Roth zu einem der besten Geigenbauer des 20. Jahrhunderts werden – und zu einem der erfolgreichsten Unternehmer seiner Branche.
Ernst Heinrich Roth – Charakteristika seines geigenbauerischen Werks
Ernst Heinrich Roths Instrumente folgen zumeist Vorbildern von Stradivari oder Guarneri. Seltener sind Roth's Amati-Violinen, die er in ästhetischer Vollendung und mit besten klanglichen Ergebnissen nachbaute. Decken aus sehr feinjähriger italienischer Fichte und Böden aus tief geflammtem Ahorn, oft einteilig ausgeführt, sind typisch für die Materialqualität, die insbesondere seine Meistergeigen der 1920er und frühen 1930er Jahre auszeichnet, ebenso wie der meist rotbraune, auf goldfarbenem Grund aufgetragene Öllack und die äußerst sorgfältige und meisterhafte handwerkliche Ausführung. Dennoch stand der herausragende Wert der Meistergeigen von Ernst Heinrich Roth lange im Schatten des großen Verkaufserfolgs seiner Werkstatt, die E. H. Roth im Jahr 1902 gemeinsam mit seinem Cousin Gustav August Ficker gründete.
Familientradition in der Nachfolge Ernst Heinrich Roth
Mit einem breiten Qualitäts- und Preisspektrum erschlossen sie schnell den internationalen Markt; Ernst Heinrich Roths Sohn Ernst Heinrich Roth II wanderte 1921 in die U.S.A. aus und wurde mit seiner Firma Scherl & Roth zu einem der führenden Instrumentenhändler Nordamerikas. Sein Bruder Gustav Albert Roth blieb in Deutschland, erlernte die Geigenbaukunst und führte nach dem Tod des Vaters im Jahr 1948 das Unternehmen weiter. 1953 in der DDR enteignet, verließ die Familie Sachsen, um die Firma „Ernst Heinrich Roth“ im fränkischen Bubenreuth neu zu gründen, wo sie schnell an die Erfolge der Vorkriegszeit anknüpfen konnte. Heute repräsentiert eine Niederlassung im Markneukirchener Stammhaus das Unternehmen an seinem Herkunftsort; die Geschäfte führen Ernst Heinrich III Roth und sein Sohn Wilhelm Roth, die für ihre Arbeiten 1992 und 2009 mit dem Deutschen Musikinstrumentenpreis ausgezeichnet wurden.
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