Violine von Ernst Grah, Solingen 1924
Mit dieser Geige des Jahres 1924 hat Ernst Grah eine vielversprechende Probe seiner Kunst abgegeben – vor seinem experimentellen Berliner Hauptwerk, das durch seine Flucht vor den Nationalsozialisten und seine Ermordung im stalinistischen Terror nie zur Vollendung gelangen konnte.
In der Werkbiographie des Geigenbauers Ernst Grah repräsentiert diese Violine – eine frühe...
Mit dieser Geige des Jahres 1924 hat Ernst Grah eine vielversprechende Probe seiner Kunst abgegeben – vor seinem experimentellen Berliner Hauptwerk, das durch seine Flucht vor den Nationalsozialisten und seine Ermordung im stalinistischen Terror nie zur Vollendung gelangen konnte.
In der Werkbiographie des Geigenbauers Ernst Grah repräsentiert diese Violine – eine frühe Arbeit des Jahres 1924 – das beeindruckende Talent und den Ehrgeiz, mit dem sich der gelernte Scherenschleifer vom ererbten väterlichen Handwerk ab- und dem Geigenbau zugewandt hatte. Seine stürmische, von einem tief verwurzelten Interesse an den Materialien und geigenbauerischen Verfahren inspirierte Begeisterung für den neu eingeschlagenen Weg scheint in die markante Ästhetik dieser mit größter Sorgfalt gearbeiteten Geige eingeflossen zu sein, deren ausgeprägte Hohlkehle und die betonten Ränder sowie die weit in die Spitzen gezogene Randeinlage und eine demonstrativ große Schnecke mit der schönen Maserung gut gewählter Tonhölzer unter einem dünn aufgetragenen, orange-braunen Lack wetteifern. Ernst Grahs sicherer Umgang mit der feinjährigen Fichte der Decke und dem ausnehmend schönen, tief geflammten Ahorn des zweiteiligen Bodens weisen voraus auf die anspruchsvollen Experimente seiner Berliner Zeit, in denen er die optimale Schwingung des Geigenkorpus in Zusammenarbeit mit Naturwissenschaftlern ergründete. Wie sehr diese Arbeit seine Forschung am Staatlichen Luftfahrtinstitut in Moskau beeinflusste, wohin er als Kommunist aus dem nationalsozialistischen Deutschland geflohen war, ist nicht bekannt. Ermordet am 31.08.1937 durch den sowjetischen Geheimdienst, gehört Ernst Grah schon biographisch zu den Ausnahmepersönlichkeiten der deutschen Geigenbaugeschichte – obwohl er nur sehr wenige Instrumente hinterlassen hat. Für seine hohe kunsthandwerkliche Bedeutung spricht die hier angebotene Violine, die seinen handgeschriebenen Originalzettel trägt und in exzellent erhaltenem, spielfertigem Zustand auch musikalisch überzeugt.
- Numero di inventario
- 5805
- Liutao
- Ernst Grah
- Origine
- Solingen
- Anno
- 1924
- Lunghezza della cassa
- 35,8 cm