Italienische Geigen - Inbegriff virtuoser Handwerkskunst
Italienische Geigen genießen in der Musikwelt einen exzellenten Ruf und gelten allgemein als Inbegriff virtuoser Handwerkskunst und vorzüglicher Klangeigenschaften – das gilt insbesondere Geigen aus Cremona. Diese Wertschätzung bezieht sich keineswegs nur allein auf die historischen Meisterwerke der „goldenen Periode“ von Cremona, in der Antonio Stradivari, Nicolò Amati und Giueseppe Guarneri del Gesù das moderne Violinmodell zu jener Reife führten, die seine bis heute währende Gültigkeit als weltweit anerkannter und unübertroffener handwerklicher Standard begründet. Ihrer Leistung und der weit ins Spätmittelalter zurückreichenden Handwerkstradition des italienischen Lauten- und Geigenbaus, innerhalb der die Innovationen der Cremoneser überhaupt erst möglich waren, kam über die Jahrhunderte der Charakter einer Referenz zu, auf die selbst die stilprägenden Exponenten anderer europäischer Geigenbautraditionen Bezug nahmen. So bildete Italien etwa für den Tiroler Jakob Stainer, dessen Violinen bis ins frühe 19. Jahrhundert beliebter waren als die italienischen Klassiker, eine unverzichtbare Quelle des Wissens, der Inspiration und hochwertiger Materialien für seine eigene Arbeit. Im 20. Jahrhundert etablierte sich im Umfeld der Geigenbauschule von Cremona eine neue Szene hervorragender Meister. Dennoch sollte der große Name des historischen Ortes Cremona nicht den Blick auf andere regionale Traditionen im italienischen Geigenbau verstellen, die sich mit ihren vollendet gelungenen und individuell profilierten Arbeiten als würdige Erben von Amati, Stradivari und Guarneri erweisen – und die italienische Geige immer wieder neu interpretieren.