Josef Bitterer, Mittenwalder Geige

Symbol einer Ankunft: Diese Geige aus der Zeit um 1950 wurde von Josef Bitterer im unverkennbaren Mittenwalder Stil gebaut, der zur neuen künstlerischen Heimat für den 1946 aus dem böhmischen Schönbach vertriebenen Meister geworden war.

Nur vier Jahre waren seit der Ankunft der Geigenbauerfamilie Bitterer im bayerischen Mittenwald vergangen, als Josef Bitterer diese Geige baute – und mit ihr dokumentierte, in wie kurzer Zeit er die Handwerkstradition seiner neuen Heimat verinnerlicht hatte und souverän anzuwenden verstand. Ausgebildet in der väterlichen Werkstatt und der renommierten Geigenbauschule im böhmischen Schönbach lag Josef Bitterers Meisterprüfung zu dieser Zeit schon 20 Jahre zurück, und die Erfahrung eines halben Berufslebens wird an diesem soliden, in allen Details mit größter Sorgfalt gearbeiteten Instrument sichtbar. Die feinjährige Fichte der Decke und der eng geflammte Ahorn des zweiteiligen Bodens bedeckt ein leuchtend transparenter Spirituslack von orange-brauner Farbe, dessen hohe Transparenz die Maserung dieser hochwertigen Tonhölzer zu schönster Geltung bringt. Bei der Gestaltung der Schnecke folgte Bitterer italienischen Vorbildern und verlieh dieser typischen Mittenwalder Geige damit einen interessanten, persönlichen Zug. Mit einer soliden Deckenreparatur am linken F-Loch befindet sie sich in bestem, ansonsten unbeschädigtem und sofort spielbereitem Zustand, in dem sie mit einem ihrer attraktiven Erscheinung würdigen, kraftvollen und offenen Klang überzeugt, der einen hellen Charakter mit großer Resonanz und Reife in den unteren Bereichen verbindet.