Eugène NicolasSartory: Zu Leben und Werk des großen Pariser Bogenbauers und klassischen Meisters seiner Kunst
Bögen des Pariser Meisters Eugène Sartory gehören seit mehr als 100 Jahren zu den gefragtesten Werken des modernen Bogenbaus. Seine ästhetisch vollendeten und hervorragend ausbalancierten Arbeiten sind als Weiterentwicklungen der Modelle von François Nicolas Voirins und Joseph Alfred Lamy Père zu interpretieren – und gelten als der klassische Standard des Streichbogens in der Tradition des großen François Xavier Tourte.
Übersicht:
- Eugène Sartory – Ausbildung und Reifezeit
- E. Sartory – ein Markenzeichen höchster musikalischer Qualität und eines erlesenen Stils
- Rang und Wirkung von Eugène Sartory
Eugène Sartory – Ausbildung und Reifezeit
Eugène Nicolas Sartory wurde am 22. September 1871 in Mirecourt geboren und erlernte die Kunst des Bogenbaus bei seinem Vater. Noch keine zwanzig Jahre alt, wurde er 1890 Mitarbeiter von Charles Peccatte in Paris und arbeitete wenig später für den legendären Joseph Alfred Lamy Père, um schon 1893 seine eigene Werkstatt am Boulevard Nouvelle zu eröffnen. In den folgenden zwölf Jahren führte Eugène Sartory sein individuelles Bogenmodell zur Reife, das er ein Leben lang in höchster und erstaunlich homogener Qualität fertigte – eine Qualität, die als eines der wichtigsten Charakteristika echter Sartory-Bögen gilt und ihre berühmten Spielqualitäten begründet.
E. Sartory – ein Markenzeichen höchster musikalischer Qualität und eines erlesenen Stils
Sowohl in seiner frühen Werkphase, in der Eugène Sartory vorwiegend mit dunklem Fernambuk arbeitete, als auch in der späteren, „helleren“ Zeit verlieh er seinen Bögen oft eine besonders hochwertige Ausstattung mit Ebenholz, feinsten Silber- und Goldmonturen, Schildpattarbeiten und Daumenleder aus Eidechsenhaut. Kompakte und perfekt geformte Köpfe gehören zu den markantesten Erkennungszeichen der „Handschrift“ Sartorys.
Rang und Wirkung von Eugène Sartory
Die überragende Bedeutung, die Eugène Nicolas Sartor< in der Musikwelt frühzeitig erlangte, ist an den um 1920 einsetzenden zahlreichen Kopien und Fälschungen seiner Bögen ablesbar – und, in kurioser Weise, an dem irrtümlichen Nachruf, den „The Violinist“ im Jahr 1914 auf den vermeintlich im Ersten Weltkrieg gefallenen Meister veröffentlichte. Klassischen Rang erlangte E. Sartory schließlich nicht zuletzt durch seine Mitarbeiter, deren Arbeit er entscheidend beeinflusste: Louis Morizot (1874-1957) in Paris und Hermann Prell (1875-1925) in Markneukirchen wurden selbst international bekannte Bogenbauer. Louis H. Gillet (1891-1970), der von vielen Solisten als ein Sartory ebenbürtiger Meister angesehen wird, arbeitete von 1934 bis zu seinem Tod am 5. März 1946 mit Eugene Sartory zusammen.
Verwandte Beiträge:
Die Väter Bazin: Der große Name des Bogenbaus von Mirecourt
Bazins Enkel: Streichbogenbau in bewegter Zeit
Nicolas Lupot - Der Französische Stradivari
Die Bogenbauer-Dynastie Ouchard
Jérôme Thibouville-Lamy – J.T.L.
Jean-François Raffin: Zehn Stunden – und kein Wort
J. & A. Beare, Beare's, London: Expertise im Wandel der Zeiten