Mirecourt: Information über französische Geigenbauer und die Geschichte des französischen Geigenbaus
Mirecourt ist eine kleine, westlich der Vogesen gelegene Stadt, die 18. Jahrhundert zu einem Zentrum des französischen Geigenbaus von globalem Rang aufstieg. Im Umfeld der großen Manufakturen von J. T. L. (Jérôme Thibouville-Lamy), Laberte und Couesnon blühte bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ein Ökosystem kleinerer französischer Geigenbauwerkstätten, aus denen manch ein historischer Meister hervorgegangen ist. Heute erinnern das Geigenbaumuseum, die Geigenbauschule École Nationale de Lutherie und einige interessante, traditionell-handwerklich orientierte Werkstätten an die große Geschichte Mirecourts.
Übersicht:
- Mirecourt: Information über französische Geigen und die Geschichte des französischen Geigenbaus
- Der Aufstieg des Geigenbaus in Mirecourt
- Berühmte Geigenbauer aus Mirecourt
Das malerische Ufer des Flusses Madon in Lothringen führt zu den Ursprüngen des französischen Geigenbaus, und wie alle guten Geschichten verläuft auch diese Spur ins Sagenhafte. Dass die Wiege berühmter französischer Geigen- und Bogenbaumeister in Mirecourt stand, bestreitet niemand, wenn auch mehr als fraglich ist, ob diese Wiege schon im frühen 16. Jahrhundert von dem legendären Altmeister „Tywersus“ gezimmert wurde. Anders als etwa im sächsischen Vogtland liegen die Anfänge der französischen Geigenherstellung in Mirecourt im historischen Dunkel. Wie so oft soll wohl das behauptete Alter einer Tradition vor allem ihre Größe und Bedeutung unterstreichen, und in der Tat ist Mirecourt die anerkannte Hauptstadt, für viele sogar ein Synonym des Geigenbaus in Frankreich.
Fig. 2: Mirecourt - Zentrum des französischen Geigenbaus
Der Aufstieg des Geigenbaus in Mirecourt
Mit strengen Zunftregeln achteten die Mirecourter Geigenbauer ab 1732 auf die Einhaltung hoher Qualitäts-Standards für ihre französischen Geigen, und die in ihren Werkstätten ausgebildeten Lehrlinge waren weit über die Stadtgrenzen hinaus gefragte Gehilfen. Nicht selten gründeten sie bald in anderen Städten, allen voran natürlich Paris, eigene Ateliers, und manch einer kehrte nach erfolgreichen Jahren in der Fremde zurück in die Vogesen. So wirkte der Mirecourter Geigenbau ebenso stark nach außen, wie er Einflüsse anderer Schulen aufnehmen konnte. Stilistisch standen die gefragten italienischen Meister Pate, zunächst mehr die Geigenbauer in Brescia, später mehr der Geigenbau in Cremona; wichtige technische Kenntnisse übernahm man aus dem deutschen Geigenbau.
Berühmte Geigenbauer aus Mirecourt
Unter den berühmten französischen Geigenbauer-Familien, die aus Mirecourt stammen, sind die Namen Vuillaume, Chanot, Voirin, Bazin und Collin und Bernardel zu nennen. Auch die Familie des „französischen Stradivarius“ Nicolas Lupot hat ihre Wurzeln in Mirecourt. Dass man auf die große Handwerkstradition stolz war, mag durch die geringe Zahl gefälschter Geigenzettel in französischen Geigen belegt werden.
gab zwar oft Paris als Herkunftsort an, zeichnete aber nicht mit falschen italienischen Namen, wie es an anderen Orten üblich war. Gewisse Unsicherheiten ergeben sich allein aus dem Umstand, dass die Zettel und Brandstempel der Werkstattgründer von ihren Nachfolgern in der Regel weiterverwendet wurden – kein Schmücken mit fremden Federn, eher ein stolzer Verweis auf die Tradition, in der sich die jungen Geigenbauer sahen.
Der Mirecourter Geigenbauer Didier Nicolas (1757-1833) gilt als Begründer der fabrikmäßigen Herstellung von französischen Geigen in Mirecourt, die den Instrumentenbau zum bis heute bestimmenden Wirtschaftszweig der Stadt werden ließ. Mit der École Nationale de Lutherie ist Mirecourt das wichtigste Ausbildungszentrum französischer Geigenbauer. Über die Geschichte des Geigen- und Bogenbaus informiert das sehenswerte musée de la lutherie et de l‘archèterie françaises.
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Weiterführende Links:
Französische Geigen - Online-Katalog
Bibliothek - Textsammlung zu Meistern, Instrumenten und zur Geigenbaugeschichte
Meistergeigen, alte und zeitgenössische Streichinstrumente